Woher kommt der Name Fauerbach?

Fauerbach v. d. H., der Stadtteil am Taunus.


Dreimal Fauerbach in Deutschland, dreimal Fauerbach im Wetteraukreis: Fauerbach bei Friedberg, Fauerbach bei Nidda und unser Fauerbach vor der Höhe. Die Höhe, die historische Bezeichnung für den Taunus, charakterisiert die Grenzlage von Fauerbach in mehrfacher Hinsicht: im Westen der bewaldete, unwirtliche Gebirgszug des Taunus mit seinen kargen Tonschieferböden und früher meist ärmeren, aber wendigen Bevölkerung, im Osten die flache und offene Wetterau mit ihren für die Landwirtschaft geeigneten fruchtbaren Lößböden und einer in der Vergangenheit eher konservativ geprägten bäuerlichen Bevölkerung. Ob der Uzname „Fauerbächer Noachte oder Noachteule”, womit die Fauerbacher von Älteren als Nachtschwärmer bezeichnet werden, mit dieser Grenzlage zu tun hat , muss hier offen bleiben. Zu römischer Zeit führte der Limes westlich vorbei und von 1806 bis 1945 lag die Grenze zwischen dem Großherzogtum-Hessen und Hessen-Nassau und später zwischen dem Land Hessen und der preußischen Provinz Hessen-Nassau in Richtung Langenhain. Zahlreiche archäologische Funde belegen die vorgeschichtliche Besiedlung des heimischen Raumes.

Fauerbach wird erstmals 790 als „Felbach” im Lorscher Kodex erwähnt, dürfte aber schon im sechsten bzw. siebten Jahrhundert als fränkische Siedlung entstanden sein. Die Deutung des Ortsnamens ist nicht sicher geklärt. Im Mittelalter gehört Fauerbach zur Weiseler Mark mit Hoch-Weisel als Mittelpunkt. Die zentrale Gerichtsstätte dürfte sich auf dem „Hoyer”, einem künstlichen Hügel in Hoch-Weisel, befunden haben. Fauerbach besaß mit den benachbarten Orten in der Hoch-Weiseler Mark gemeinsam Wald. Im Spätmittelalter wird ein Anger, eine Art Dorfplatz, erwähnt. Zu dieser Zeit war das Dorf mit einem doppelten Haingraben, einer Dorfbefestigung mit Wall, Graben und Hecken, umgeben, während sich an den Dorfeingängen Pforten befanden. Der Haingraben wurde 1572 geschleift. Kirchlich gehörte Fauerbach im Mittelalter zur Mutterkirche in Münster. Mitte des 14. Jahrhunderts wird eine Filialkirche in Fauerbach erwähnt. Im Mittelalter besaßen kirchliche Institutionen wie die Klöster Thron bei Wehrheim, Marienschloss in Rockenberg und Arnsburg, die Johanniterkommende Nieder-Weisel und die Wallfahrtskapelle Mariazell bei Bodenrod Land in Fauerbach.

1536 wurde die Reformation eingeführt. 1604 lebten in 78 Haushalten ca. 400 bis 450 Einwohner überwiegend von der Landwirtschaft und dem Handwerk. 1634 wird eine eigene Schule erwähnt. 1618 fiel die Weinernte gut aus, aber im Laufe des 30jährigen Krieges gab man wohl den Weinbau auf, obwohl Fauerbach von den ganz großen Nöten dieses Krieges weitgehend verschont blieb. 1741 wurde die heutige Kirche erbaut. Noch heute gehört die evangelische Kirchengemeinde Fauerbach gemeinsam mit Maibach, Bodenrod und Münster zum Kirchspiel Philippseck. Die 1470 und 1492 gegossenen Glocken der evangelischen Kirche von Fauerbach sollen von der Wallfahrtskirche Mariazell stammen.

In der Frühneuzeit ernährten sich die Fauerbacher im Wesentlichen von der Landwirtschaft. 1806 lebten 531 Menschen in Fauerbach. Steigende Bevölkerungszahlen und die herrschende Realteilung, das Land wurde gleichmäßig auf die Kinder vererbt, schmälerten die Existenzbasis immer mehr und führten im 19. Jahrhundert zur Landgängerei und Massenauswanderung. Viele Bürger, die Landgänger, stellten in den Wintermonaten Holzgegenstände her, die sie in ganz Europa im Wandergewerbe verkauften, so dass die ortsanwesende Bevölkerung abnahm. Auf Auswüchse dieser Entwicklung wie die „Hurdy-Gurdy-Girls”, den organisierten Mädchenhandel, soll hier nur kurz verwiesen werden. So sind 1861 620, 1855 aber nur 499 Fauerbacher ortsanwesend. Diese Landgänger kehrten in der Regel wieder in ihren Heimatort zurück, während viele Ortsbürger ihre Heimat endgültig verließen, um nach Nordamerika oder Australien auszuwandern.

Fauerbach blieb bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges ein Bauerndorf. Nach 1945 mussten 111 Familien mit ca. 300 Heimatvertriebenen im Ort untergebracht werden. Dies führte zu einer konfessionellen Durchmischung. Da die meisten Flüchtlinge in der Landwirtschaft gearbeitet hatten und dies nicht mehr möglich war, mussten sie sich in Industriebetrieben in Butzbach, Gießen, Friedberg, Bad Nauheim oder Frankfurt eine Beschäftigung suchen. Um Wohnraum zu schaffen, entstanden am nördlichen Ortsrand mit der Fauerbacher Siedlung und im Süden zwischen dem See und der Langenhainer Straße Neubaugebiete. In den 60er Jahren wurde ein Großteil des ehemaligen Bunkergebietes des Führerhauptquartieres Adlerhorst am Obernberg neu bebaut. 1955 wurden das erste hessische Dorfgemeinschaftshaus und der Kindergarten eingeweiht. Für die katholischen Neubürger entstand unter Pfarrer Franz Rettig 1961 die neue Kirche St. Michael für das katholische Pfarrrektorat.

1968/69 wurde im Rahmen der Gebietsreform ein Anschluß an Ober-Mörlen bzw. Butzbach diskutiert. Schließlich schloß man sich der neuen Gemeinde Philippseck an. Da Maibach und Bodenrod diesem Gemeindeverband nicht beitreten wollten, wurde die Großgemeinde Philippseck mit Fauerbach 1972 zu Butzbach eingemeindet. 1990 feierte man das 1200jährige Ortsjubiläum gebührend. Heute stellt Fauerbach mit seinen etwa 750 Einwohnern eine agrarisch geprägte Arbeiterwohngemeinde mit hohem Wohnwert bei günstiger Verkehrslage dar.



Dies ist eine Zusammenstellung von Werner Wagner.
Aus der 4. Ausgabe der Seniorenzeitung vom März 2004

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