Schloss Philippseck bei Münster

Kapitel 3 (Friedliche Zeiten auf Schloss Philippseck)


Über das Innere des Schlosses schreibt der Historiker Winkelmann: „Dieses Schloß ist mit schönen Gemächern und diese wiederum mit künstlichen Gemälden verzieret, als darin zu sehen die vier Zeiten des Jahres in Gestalt eines Kopfes, wie auch die zwölf Monden, in einem anderen die Erd - und Himmelsglobus, in einem Tische gar artig und künstlich gemalet“.

Hier in seiner Sommerresidenz weilte der Landgraf gerne im trautem Kreise, wenn friedliche Zeiten eingekehrt waren. Dann lustwandelte der mit den Seinen und den Gästen in dem kleinen Lustgarten, die sich um das Schloß herumzog und mit damals zum Teil seltenen Blumen und Sträuchern geschmückt war, da schweifte das Auge auch mit Wohlgefallen über die prächtige Umgebung und die in der Ferne liegende Residenz Butzbach hin.


Hochgeschätzter Philippsecker Wein
Viel tat der Landgraf zur Hebung des Weinbaus in seinem Lande. Hochgedachter Herr Landgraf, schreibt Winckelmann, hat in dem Gebirge viele Hecken und Sträuche ausreuthen und Weinstöcke dahin pflanzen lassen, daß einjetzo ein herrlicher Wein daselbst wächst. Gelegentlich wird der Landgraf mit seinen Gästen in den Keller, den wichtigsten und geräumigsten Teil des Schlosses gestiegen sein, der so groß war, daß man - so berichten die Chronisten - mit einer mit sechs Pferden bespannte Chaise bequem darin ein und aus fahren konnte. Besonders gefiel hier wohl die große Anzahl der gefüllten Weinfässer, die dort lagerten. Da hielten zwei Stück jedes 18 Fuder, 16 Fässer fasten jedes 9 Fuder, 34 Fässer jedes 3 Fuder. Das größte Faß, der Mond genannt, hatte einen Inhalt von 19 Fuder 17 Viertel, das zweitgrößte, die Sonne, war kaum weniger dickbäuchig. Hier lagerten vor allem die Weine aus den Weinbergen, die Landgraf Philipp in der Gemarkung Münster angelegt hatte.

In guten Jahren brachten die Wingerte in Münster fast 30 Fuder Wein. Über ihre Anlage berichtet Lehrer Buch, den der Landgraf sehr hoch schätzte und oft an seinen Hof einlud. Eines Tages, so Lehrer Buch, sei der Landgraf mit ihm nach Hoch - Weisel gefahren und habe ihm den Gehberg gezeigt, der hier noch mit Eichbäumen und Gestrüpp bewachsen war.


Er schreibt: „Den 3.September 1624 hat Landgraf Philipp hinter Oberweysel in der Marck mir etliche Wiessewachs, beneben etlichen Behältern und Deichen gezeigt, dernach gegenüber nach der Höhe zue ein Berck, darauf etliche Eichbaum gestanden und Gestreuch, und mein judicium begehrt, ob auch daselbst ein Weibergk zuemachen, dann er willens 40 Morgen daselbst zue roden und mit Reiffstucken von Miltenberg zue setzen, ich solt mich aber wohl umbsehn und den situm loci consideriren, wie auch alle circumstantias, damit er nit vergeblich große Unkosten uffwenden thäte."


Dararuff ich Ihrer Fürstlichen Gnaden geantwortet: „Dieweil der Bergk versus septentrionem läge, auch die Wacholderbusch sich daselbst sehen ließen, mochte wohl zue kalten nassen Jahren der Wein nit köstlich werden und auch leichtlich erfrieren. Ihre Fürstlichen Gnaden hatten die Mitten des Berges rotten lassen und es erstlich mit sechs Morgen versuchen. Da sie bald einen Überschlag machen köntten, was 30 Morgen zu rotten, die Bäume auszumachen, zue setzen, zue schneyden, zue hacken und dero gleichen Arbeit mehr Mosten würden, welchs endlich Ihro Fürstlichen Gnaden also zu machen lassen, sich gnädig entschlossen, haben mich zwei Tage uffgehalten und alles sehen lassen, auch alle Gnade erzeigt und 14 Reichstaler zur Zehrung geben.”


Im Jahre 1780 gab es für 890 Gulden 4 Fuder Wein.

Erklärung: Fuder ist eine alte Maßeinheit für Wein.
Zudem gemeint ist auch das Holzfass in dem der Wein gelagert und transportiert wurde. Der Name Fuder kommt urspünglich daher, dass eine Fuhre (Ladung) Wein gemeint war. Heute noch sind Bezeichnungen auf dem Etikett mit „Fuder” gebräuchlich. Besonders an der Mosel ist so etwas zu finden. Die Fassungsgröße eines Fuders ist jedoch regional unterschiedlich. In Baden waren es 1.500 Liter, am Rhein 1.200 Liter, an der Mosel 1.000 Liter, in Sachsen 808 Liter und in Österreich 1.811 Liter Wein.


Der Philippsecker Weinbau florierte noch lange, auch nachdem Schloß Philippseck nicht mehr bestand. Noch in den Jahren nach 1780 erstreckten sich die landgräflichen Weinberge in einer Ausdehnung von etwa 26 Morgen. Sie brachten 1780 vier Fuder Wein für 890 Gulden Einnahmen. Dieser Wein wurde sogar am Darmstädter Landgrafenhof getrunken. Und noch Anfang des 19.Jahrhunderts wurde der Philippsecker Wein von den Zeitgenossen in Butzbach hochgeschätzt. Ein weiterer Wingert in dem Weingesegneten Münster lag auf dem Berg genannt Wasserburg. Nach und nach wurde der Weinbau aber - bedingt wohl durch den ungeeigneten Boden und die häufigen Nachtfröste - aufgegeben und ein Teil der Weinberge als Ackergelände umgewandelt und mit dem vorher zum Schloß Philippseck gehörigem Meiereigut vereinigt.


ANNO DAZUMAL.


Jürgen Buhlmann Münster 01.04.2001
Abschrift aus der Butzbacher Zeitung von Weihnachten 1973

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